Auf Platz 23 liegt Deutschland im Weltweiten Ranking der Länder mit dem höchsten Alkoholkonsum pro Person. Im Schnitt trinkt jeder Deutsche pro Jahr 12,81 Liter reinen Alkohol. Das sind umgerechnet mehr als 100 Liter Bier, 26 Liter Wein und fast 6 Liter Spirituosen. Umgerechnet konsumiert somit jeder Deutsche pro Jahr fast 110.000 Kalorien nur durch Alkohol (entspricht 300 Kalorien pro Tag). Kein Wunder, dass auch wir inzwischen zu einem der dicksten Länder zählen, denn im Alkohol verstecken sich mehr Kalorien als den meisten bewusst sind.

Da auch ich seit meinem 18. Lebensjahr regelmäßig tief in Glas geschaut habe und nie wirklich auf Alkohol (außer zu speziellen Fitness-Phasen) verzichtete, habe ich mir selbst eine Alkoholpause auferlegt. Einen Monat wollte ich alkoholfrei leben. Ich habe schon oft weniger Alkohol getrunken, aber bewusst komplett darauf zu verzichten, war für mich Neuland.

Die ersten Tage ohne Alkohol

Nach meinem drei-wöchigen Urlaub in Thailand und Vietnam, habe ich mit meiner Alkoholentzug am 20. März 2017 begonnen. Bereits in den ersten Tagen wurde meine Vorhaben auf die Probe gestellt:

Am zweiten Tag meiner alkoholfreien Phase feierte eine meiner Arbeitskolleginnen ihren Geburtstag und brachte neben Kuchen auch eine Flasche Champagner mit in die Arbeit. „Du kannst ja auch das Glas mit weniger drin haben“ und „Komm schon, ist doch nur ein Schluck“ wurde mir von den Kollegen entgegnet, doch ich blieb hart. Selbst wenn es in dieser Situation nur um eine Geste ging und tatsächlich wenig Alkohol im Spiel war, wollte ich mir selber treu bleiben und komplett verzichtet.

Nur zwei Tage später stand der nächste Geburtstag an. Man traf sich abends in einer Bar, wo leckere Cocktails serviert werden. Als ich nur einen Softdrink bestellte, kam sofort die Frage „Bist du krank?“ auf. Ich musste mich mehrmals dafür rechtfertigen, dass ich keinen Alkohol trinken wollte. Vor allem als um Mitternacht das gemeinsame Anstoßen mit dem Geburtstagskind anfiel, erntete ich vorwurfsvolle Blicke für das Nicht-Trinken eines Jägermeister-Shots: „Auf den einen Schluck kommt es doch nicht drauf an“ und weitere Sätze hörte ich immer wieder.

Am darauffolgenden Tag war ich mit ein paar Freunden verabredet. Wir wollten gemeinsam auf ein Konzert gehen. Als meine Jungs erfuhren, dass ich keinen Alkohol trinke, wurde ich direkt als Fahrer deklariert. Damit hatte ich kein Problem und die anderen waren sogar froh darüber. Mit DriveNow ging es zum Konzert, meine Kumpels konnten vor Ort weitertrinken und waren glücklich, anschließend nicht mit der Ubahn zum Club fahren zu müssen.

Auch am nächsten Tag war ich nochmals Nachts unterwegs. Diesmal ging es nach dem Vorglühen (für mich nur mit Wasser), direkt in die 089 Bar. Hier tummelten sich hunderte Münchner, von denen viele direkt von dem derzeit stattfindenden Starkbierfest am Nockherberg kamen. Entsprechend hoch war der Alkoholpegel. Als nüchterner Mensch unter stark alkoholisierten Menschen zu verharren, ist wirklich anstrengend. Das kannte ich bereits von Momenten, wenn ich mal wieder erst sehr spät ins Bierzelt auf dem Oktoberfest kam. Hier konnte ich in der Regel aber durch das zügige Trinken einer Maß den Pegel-Unterschied dezimieren. Unter Besoffenen nüchtern zu sein und vor allem nüchtern zu bleiben, ist hart. Ich kann zum Glück auch nüchtern tanzen und Spaß haben, weshalb ich bis in die frühen Morgenstunden im Club blieb.

Am nächsten Tag war ich etwas müde, aber der Kater fehlte gänzlich. Das erste Mal merkte ich, wie geil es ist, keinen Alkohol zu trinken und somit den Tag danach so wie jeden anderen produktiv nutzen zu können. Grundsätzlich habe ich selten einen Kater, da ich immer gut vorbeuge (vor dem Schlafengehen Obst essen und viel Wasser trinken), dennoch ein gutes Gefühl, wenn man direkt nach dem Aufwachen Joggen gehen kann.

Zwischenfazit ohne Alkohol

Bereits nach einer Woche gab es für mich vier Anlässe Alkohol zu trinken. Es fiel mir zwar nicht wirklich schwer, zu verzichten, die blöden Sprüche und Intoleranz manch anderer störten mich aber. Alkohol wird in Deutschland bei nahezu allen Veranstaltungen und Anlässen ausgeschenkt. Es ist stark in unserer Gesellschaft verankert und wer nichts trinkt, erntet oftmals seltsame Blicke oder Sprüche. Wer nicht trinkt, wird als Spaßbremse, unnormal oder eigenartig abgestempelt. Nur wer trinkt, ist normal.

Auch in der zweiten Woche stand wieder ein Geburtstag an. Offensichtlich habe ich mir den unpassendsten Zeitpunkt für meine alkoholfreie Phase ausgesucht. Abermals durfte ich mir ein paar Sprüche anhören, es juckte mich aber nicht mehr so sehr wie noch zu Beginn. Am Wochenende wurde ich zum FC Bayern Basketball Spiel gegen Jena eingeladen. Es waren VIP-Karten, d.h. zweite Reihe und somit die Spieler zum Greifen nah. Dazu gab es noch ein All-Inklusive-Catering von Feinkost Käfer und auch die Getränke waren „leider“ umsonst. Statt Champagner, Cocktails und Bier musste ich zu Wasser langen. Gerne hätte ich mich in dieser Situation „rund“ gemacht, aber ich gönnte mir stattdessen hart am überaus leckeren Buffet.

Die darauffolgenden Wochen verliefen im ähnlichen Stil. Nach einem Monat ohne Alkohol, hatte ich keine Bedürfnisse wieder zu trinken, also verlängerte ich meine eigens auferlegte Alkoholabstinenz bis Ende April. Erst dann stand wieder ein Anlass an, der für mich Grund genug zum Trinken war: der Geburtstag meiner Freundin. Insgesamt habe ich 41 Tage keinen Alkohol getrunken.

Fazit meiner Alkoholabstinenz

Ich werde versuchen zukünftig häufiger mal komplett auf Alkohol zu verzichten – selbst wenn man in der deutschen Gesellschaft damit auf Unverständnis stößt. Da ich nie (auch nicht in der Jugend) für  Gruppenzwang anfällig war, konnte ich ohne Probleme hartnäckig bleiben. Man lernt schnell mit den teilweise vorwurfsvollen Sprüchen umzugehen. Kurz erklären, wieso man keinen Alkohol trinkt und dann aber auf ein anderes Gesprächsthema überleiten, ist hierbei die beste Lösung. Was aber absolut nicht geht, ist der Versuch sein Gegenüber zum Alkohol-Verzicht zu überzeugen. Es ist immer noch jedem selbst überlassen, ob man Alkohol trinken möchte oder nicht. Das gleiche zählt ja auch bei Vegetariern, Veganern und Fleischessern.

Ich hoffe, dass ich euch dieser Artikel gefallen hat und ihr auch mal den absoluten Verzicht gönnt. Tut eurem Körper etwas Gutes! 😉

Habt ihr schon mal bewusst für eine längere Zeit auf Alkohol verzichtet? Was waren eure Erfahrungen dabei? Wie haben sich andere Leute in eurem Umfeld währenddessen verhalten?